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Universität Graz Naturwissenschaften Institut für Psychologie Neuigkeiten Aufstehen und Krone richten: Warum uns das Scheitern weiterbringt, erklärt Sabine Bergner
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Montag, 06.11.2023

Aufstehen und Krone richten: Warum uns das Scheitern weiterbringt, erklärt Sabine Bergner

Sabine Bergner

Wir sollten Fehler zulassen und darüber reden, Psychologin Sabine Bergner bricht eine Lanze fürs Scheitern. Foto: Uni Graz/wildundwunderbar

Wir stolpern und stehen wieder auf. Der Turm aus Bauklötzen stürzt um, wir starten einen neuen Versuch. Was uns früh als Kinder voranbringt, ist im Berufsleben häufig tabu. Wir sollten Fehler zulassen und darüber reden, Psychologin Sabine Bergner bricht eine Lanze fürs Scheitern. In einer komplexen und krisenanfälligen Welt braucht es kreative Lösungsansätze, und auf dem Weg dorthin, geht manches auch daneben.

Im Job alles wie geschmiert gelaufen – so stellen wir uns gerne dar. „Unsere Gesellschaft ist sehr leistungs- und output-orientiert“, bestätigt Psychologin Sabine Bergner. Zugleich verweist sie auf die Doppelbödigkeit des Themas. Scheitern gehört zum Leben, heißt es. Mit dem Zusatz: möglichst nicht zum eigenen. Vielmehr suchen wir Fehler bei anderen und finden mitunter sogar Gefallen daran. „Denn wenn uns selbst Misserfolge passieren, schweigen wir meist darüber“, bestätigt Bergner.
Dabei ist es fixer Bestandteil des Alltags, dass etwas schiefläuft, weil wir permanent mit Änderungen konfrontiert sind. Bergner: „Durch die Schnelllebigkeit unserer Zeit und den Druck, stärker nach außen zu wirken, hat die Dynamik noch einmal zugenommen.“

Ohne Scheitern kein Vorankommen
Ohne Scheitern werden wir als Menschheit nicht weiterkommen, mahnt die Wissenschaftlerin. „Denn um mit komplexen Themen wie Klimakrise, Migration und einer älter werdenden Bevölkerung zurecht zu kommen, braucht es kreative Lösungsansätze. Wir müssen vieles neu denken. Wie sollen wir etwas ausprobieren ohne auch einmal danebenzugreifen?“

Fehlerkultur entwickeln
Um eine Fehlerkultur zu entwickeln, könne ein Blick über den Tellerrand helfen. In Nordamerika wird Misserfolg Teil eines Entwicklungsprozesses gesehen, was etwa der Spruch „a breakdown is the first step to a breakthrough“ wiedergibt. Analog dazu, erklärt Bergner, hat man das Scheitern oft schon überwunden, wenn man nach einem Flopp aufsteht und weitermacht, erinnert sie an Parade-Chocolatier Hans Zotter, der nach einem Konkurs wirtschaftlich neu durchgestartet ist und nun erfolgreich ist.

Fehlschläge als Kernelement der Forschung
Wesentlich sei es, so die Psychologin, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und Fehler ab und an auch zu feiern, um aus ihnen leichter lernen zu können. Das wird Sabine Bergner mit jungen Forscher:innen am 8. November 2023 beim Workshop „Fiasco-Fest“ an der Uni Graz tun. Denn sie weiß aus eigener Erfahrung, dass gerade im Wissenschaftsbetrieb über Misserfolge kaum gesprochen wird. „Dabei sind Fehlschläge ein Kernelement von Forschung.“

Erstellt von Andreas Schweiger

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