Was macht besonders einfallsreiche Personen aus? Welche Möglichkeiten gibt es, quer zu denken und neue Ideen zu finden? Was geht dabei in unseren Gehirnen vor? Diesen Fragen ging Dr. Mathias Benedek vom Institut für Psychologie der Uni Graz kürzlich im Rahmen einer vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Studie an MusikerInnen nach. Projektpartnerin ist Univ.-Prof. Dr. Silke Kruse-Weber vom Institut für Instrumental- und Gesangspädagogik an der Kunstuniversität Graz. „Wir wissen, dass Offenheit, unkonventionelles Denkvermögen, technisches Können und praktische Erfahrung eine Rolle spielen“, erklärt Benedek.
Die WissenschafterInnen verglichen rund 120 Studierende aus drei unterschiedlichen Fachrichtungen, nämlich Klassik, Jazz und Volksmusik, um detailliertere Aufschlüsse zu erhalten. Mit Hilfe von Fragebögen, einem Persönlichkeitstest und zeitlich limitierten Denkaufgaben wurden die kreativen Fähigkeiten abgefragt. Anschließend bewerteten Benedek und sein Team Menge und Originalität der geäußerten Ideen. Zudem beleuchteten sie den Berufsalltag der ProbandInnen, der sich ebenfalls auf den Einfallsreichtum auswirkt: Klassische MusikerInnen spielen in stark reglementierten Unterrichtssituationen, studieren oftmals in einem Eins-zu-Eins-Betreuungsverhältnis und streben nach technischer Perfektion. JazzerInnen hingegen arbeiten in informellen Settings und lernen, spontan auf musikalische Inputs zu reagieren. VolksmusikerInnen praktizieren eine Mischform aus geregeltem Unterricht und improvisierten Auftritten.
Im musikalischen Alltag wiesen die Jazz-MusikerInnen die höchste Konzert- und Improvisationsaktivität der drei Gruppen auf. Zudem zeigten sie eine signifikant höhere Bereitschaft, sich auf neue Situationen einzulassen, und fanden kreativere Lösungsmöglichkeiten im Test. „Im Schnitt waren bei JazzerInnen jene Eigenschaften besonders ausgeprägt, die für das Erbringen kreativer Leistungen relevant sind“, fasst Mathias Benedek zusammen.
Die Resultate der Studie fließen nun in andere Forschungsvorhaben ein. So widmet sich Benedek zusammen mit Assoz. Prof. Dr. Andreas Fink, Mag. Emanuel Jauk und Univ.-Prof. Dr. Aljoscha Neubauer vom Institut für Psychologie beispielsweise der Frage, was im Gehirn beim kreativen Denken vor sich geht. Diese Untersuchungen mittels neurowissenschaftlicher Methoden bestätigen unter anderem, dass originelle Einfälle nicht etwa aus dem Nichts kommen, sondern am Ende eines kognitiven Prozesses stehen, bei dem Bekanntes oder bereits Erlebtes im Gehirn neu verknüpft wird.
Ein Bericht über das Projekt von Mathias Benedek findet sich auch in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins UNIZEIT.
Donnerstag, 04.12.2014