Projektleiterin: Dr. Corinna Perchtold-Stefan
Finanzierung: FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung)
Laufzeit: 2024 - 2027
Zusammenfassung:
Kreativität gilt allgemein als eine positive Triebfeder für Innovation und Fortschritt der Gesellschaft. Die dunkle Seite der Kreativität zeigt aber, dass Menschen fähig sind, kreative Ideen dazu einzusetzen, um anderen absichtlich Schaden zuzufügen. Das Phänomen der malevolenten Kreativität beschränkt sich aber nicht auf extremen Terrorismus und Kriminalität, sondern kommt in unserem Alltag auch in Form von kreativen schädlichen Lügen, Manipulationen, Diebstahl, online Mobbing und Bullying, Vandalismus oder aggressivem Humor vor. Dabei ist es ein massives Problem für die Gesellschaft, dass diese Handlungen nicht nur antisozial, sondern zusätzlich noch originell und einzigartig sind, und dadurch schlecht vorhergesehen und verhindert werden können, was den verursachten Schaden maximiert. Außerdem findet kreativer Schrecken in Form von Streichen oder Racheaktionen im Internet oft sehr viel Zuspruch, was nahelegt, dass Menschen kreative Aggression weniger negativ bewerten als gewöhnliche Aggression. Malevolente Kreativität ist also ein kostspieliges gesellschaftliches Problem – unser Wissen darüber, wie bösartig kreative Ideen zu bösartigen kreativen Handlungen werden und inwiefern Menschen bösartige kreative Ideen unterstützen, ist aber sehr beschränkt. Das aktuelle Forschungsprojekt beschäftigt sich in drei verschiedenen Studien damit, wie malevolente Kreativität im echten Leben wahrgenommen, erdacht, und umgesetzt wird. Dabei soll mit modernen Brain Imaging Verfahren auch ein Blick ins Gehirn helfen, die Ursprünge kreativer Aggression besser zu verstehen. Studie 1 des Projekts umfasst eine groß angelegte Erhebung von malevolenter Kreativität im Leben von Menschen durch Experience Sampling, um die Häufigkeit und Wahrnehmung kreativer Aggression in verschiedenen Populationen zu bestimmen, z.B. Online Communities, Menschen mit Aggressionsproblematik, oder Horror Fans. Studie 2 nutzt Wissen aus Studie 1, um unterschiedliche Bedingungen zu untersuchen, in denen malevolente Kreativität wahrscheinlich auftreten könnte. Beispiele sind hier starke Provokation, hohe Anonymität, oder unterstützende Gruppendynamiken wie bei Mobbing oder Bullying. Hier soll konkret untersucht werden, unter welchen Umständen Menschen bereit sind, bösartige kreative Ideen auch in bösartige kreative Taten umzusetzen. Studie 3 nutzt schließlich funktionelle Magnetresonanztomographie, um mittels Gehirnaktivierung vorherzusagen, welche kognitiven und affektiven Faktoren dazu beitragen, dass Menschen malevolente Kreativität im Alltag ausleben. Dieses primär an der Universität Graz durchgeführte Projekt erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Universität Amsterdam. In dieser internationalen Schnittstelle von Gehirn und Verhalten soll ein nachhaltiger Beitrag dafür geleistet werden, zu verstehen, wie, warum, und wann böse kreative Ideen zu bösen kreativen Taten werden.