Die eigene Haut retten: ForscherInnen der Uni Graz gehen Ursachen der Kratz-Störung auf den Grund
Schienle und Übel beschäftigten sich in ihren Studien vor allem mit der Frage, welche emotionalen Prozesse der Krankheit zugrunde liegen und ob die betroffenen Personen hirnfunktionelle und strukturelle Besonderheiten aufweisen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese PatientInnen mit einem verstärkten Selbstekel zu kämpfen haben und Schwierigkeiten bei der Regulation von emotionalem Erleben aufweisen“, schildert Schienle. „Das Kratzen empfanden sie als Belohnung.“ Außerdem stießen die Forscherinnen auf eine veränderte Repräsentation des Tastsinns für die Finger in der Großhirnrinde: Bei der bloßen Betrachtung von Hautunreinheiten wurde ein Areal aktiviert, das sonst nur bei direkter Berührung relevant ist.
Aus der Gesamtheit der Daten haben die Wissenschaftlerinnen mögliche erste therapeutische Ansätze abgeleitet. „Neue potenzielle Behandlungsansätze umfassen das Trainieren von Techniken zur Regulation von Gefühlen, die Erhöhung der Selbstakzeptanz sowie sensorische Diskriminationsübungen, also das bewusste Üben der unterschiedlichen Wahrnehmungen von angenehmer oder unangenehmer Berührung“, fasst Übel zusammen.
Zeit: Donnerstag, 15. Dezember 2016, 18 Uhr
Ort: Hörsaal 02.21., Universitätsplatz 2/Dachgeschoß, 8010 Graz
Freier Eintritt
Kontakt:
Univ.-Ass. Dr. Sonja Übel
Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: 0316/380 8507
E-Mail: sonja.uebel@uni-graz.at